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Freitag, 20. Februar 2015

Griechenland und der Euro oder: Wie man sich als Schuldner nicht an Regeln hält und trotzdem immer wieder Geld bekommt

Die Finanzkrise hat sich inzwischen in eine Staatsschuldenkrise ausgeweitet. Im Zuge der Rettungsmaßnahmen für Banken aber auch Staaten haben sich nun auch vormals stabile europäische Staaten wie z.B. Deutschland in einem Maße verschuldet bzw. sind finanzielle Risiken eingegangen, die mit der Grundidee einer soliden Haushaltsführung nicht mehr zu tun haben. Am Beispiel Griechenlands soll hier anhand einiger wesentliche Fakten illustriert werden, wo Probleme im System der Währungsunion bestehen.

Mit dem Maastricht-Vertrag von 1992 und dem Beschluss des Rates vom 17. Juni 1997 wurde vereinbart, wie man dafür sorgen kann, dass im neuen Euro-Raum finanzpolitische Stabilität herrscht. Wer eine gemeinsame Währung will, muss dafür sorgen, dass einzelne Regierungen nicht durch eine expansive Haushalts-, Finanz- und Wirtschaftspolitik die Stabilität der gemeinsamen Währung auf Kosten anderer gefährdet. Solange jedes Land seine eigene Währung hatte, war es natürlich jedem Land selbst überlassen, seine Finanz- und Haushaltspolitik zu gestalten. Aus den oft expansiven Politiken mancher Länder (z.B. Griechenland oder Italien folgte somit auch eine Schwäche ihrer Währungen). Für diese Maßnahmen und ihre Folgen (z.B. Inflation) musste dann aber auch die jeweilige Regierung voll verantwortlich sein. In einem gemeinsamen Euro-Raum aber würden sich solche Maßnahmen aber auf alle auswirken. Es wurde somit die berechtigte Gefahr gesehen, dass einzelne Regierungen nicht mehr verantwortlich handeln. Daher war es so wichtig, mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt (kurz Euro-Stabilitätspakt) gemeinsame Regeln zu formulieren. Integraler Bestandteil dieser Regeln war insbesondere auch die haushaltspolitischen Überwachung aller Länder und die Überwachung und Koordinierung der Wirtschaftspolitiken.
 
Konkret wurden v.a. folgende Konvergenzkriterien vereinbart:
  1. Die Höhe des jährlichen Haushaltsdefizits eines Staates ist auf 3 Prozent seines BIP zu begrenzen.
  2. Die öffentliche Verschuldung eines Staates ist auf 60 Prozent seines BIP zu begrenzen.
  3. Die Mitgliedstaaten haben eine dauerhafte Preisstabilität auszuweisen. Die Inflationsrate des Mitgliedstaats, der den Euro einführen möchte, darf die der drei besten Mitgliedstaaten um nicht mehr als 1,5 % übersteigen
  4. Die langfristigen Zinssätze (von Staatsanleihen) dürfen nicht mehr als 2 % über dem durchschnittlichen langfristigen Zinssatzes der drei EU-Mitgliedstaaten liegen, die die besten Ergebnisse im Bereich der Preisstabilität haben.
Insbesondere die Kriterien zur gesunden Finanzlage der öffentlichen Hand stellte ein Problem für viele Staaten dar. Nur wenige Staaten wie z.B. Deutschland und Frankreich konnten diese Kriterien weitgehend erfüllen. Aber zahlreiche andere Staaten wir z.B. Belgien oder Italien hatten schon damals eine Staatsverschuldung die bei rund 100% des BIP lag. Eine tatsächliche Reduzierung auf 60% war nicht vorstellbar. Aber schon der gute Wille zählte. In den Jahren vor der Euro-Einführung unternahmen diese Staaten jedoch größere Anstrengungen zur Reduzierung der Schulden. Daher wurde der Euro teilweise auch schon in Ländern eingeführt, die die Stabilitätskriterien eben nicht erfüllen, die aber (so meinte man damals) auf einem guten Weg waren.

Deutschland war damals aber noch im Bereich der 60%-Marke, wie folgende Abbildung zeigt:

Statistik: Schuldenstand des deutschen Staates in Prozent des BIP 2003 bis 2009 | Statista
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In den nachstehenden Jahren wurde der Euro in den angegebenen Ländern eingeführt:
  • 1999: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien 
  • 2001: Griechenland 
  • 2007: Slowenien 
  • 2008: Malta und Zypern 
  • 2009: Slowakei 
  • 2011: Estland 
  • 2014: Lettland 
  • 2015: Litauen

Sobald aber der Euro eingeführt war, konnte man bei manchen Ländern beobachten, dass die Anstrengungen im Bereich der Haushaltsdisziplin vielfach nachliessen. Wundern kann man sich darüber eigentlich nicht wirklich. Problematisch aber ist, und das kann man gar nicht oft genug betonen, dass eine nachlassende Haushaltsdisziplin in einem gemeinsamen Währungsraum immer zu Lasten aller anderen Euro-Länder geht. Vorher (mit einer eigenen Währung) hätte man mit allen Konsequenzen einer eigenen schwächeren Währung klar kommen müssen. Solche Konsequenzen sind z.B. Inflation. Nun aber - im gemeinsamen Währungsraum - hatten die Regierungen der Staaten mit Verstössen gegen die Haushaltsdisziplin solche Konsequenzen nicht mehr zu befürchten.

Schlimmer noch: Politiker konnten nun der Verlockung unterliegen, alles Gute ihren eigenen Maßnahmen zuzuschreiben, alles Schlechte in ihrem Land auf die EU und damit auf andere schieben. Das so etwas kein gutes Saatkorn für ein blühendes und friedliches Europa ist, muss eigentlich jedem klar sein.

Es war ein großes Versäumnis, gegen häufige Verstösse gegen Stabilitätskriterien nicht entsprechend einzuschreiten. Das solche Verstösse in manchen Ländern eher die Regel als eine Ausnahme waren, soll nachfolgend gezeigt werden. Die Anzahl der Verstöße gegen die Stabilitätskriterien allein in den Jahren 2000 bis 2010 zeigt die nachstehende Abbildung:

Statistik: Euroländer: Anzahl der Verstöße gegen die Stabilitätskriterien* der Eurozone in den Jahren 2000 bis 2010 | Statista
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Einige Länder haben sich besonders hervorgetan bei Verstößen gegen die Stabilitätskriterien. Besonders Griechenland fiel dabei negativ auf. In den 11 Jahren im Zeitraum von 2000 bis 2010 zählte man in Griechenland sage und schreibe 11 Verstöße.

Besonders schlimm ist in diesem Zusammenhang, dass im Jahr 2010 sogar herauskam, dass Griechenland nur durch Abgabe falscher Zahlen in die Währungsunion gelangen konnte. Einen ausführlichen Bericht zu diesem Statistik-Skandal liefert die Süddeutsche Zeitung. Darüber spricht heute kaum mehr jemand. Obwohl dieser Betrug passiert war, liessen die anderen EU-Staaten Griechenland im Euro-Raum. Aber natürlich bestanden sie berechtigt darauf, dass bestimmte Dinge fortan kontrolliert werden müssten, damit so etwas nicht erneut passiert (Troika). Für die Kontrollen gab es also einen sehr berechtigten Grund und es ist schade, dass dieser Grund heute so oft vergessen wird.

Auch durch die zahlreichen Hilfs- und Rettungsmaßnahmen für andere Staaten haben wir heute eine Situation, in der auch die vormals soliden Euro-Staaten eine Verschuldung im Verhältnis zum BIP haben, die die 60-Prozent-Marke durchweg überschreitet (siehe folgende Abbildung).

Statistik: Europäische Union: Staatsverschuldung in den Mitgliedsstaaten im 3. Quartal 2014 in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) | Statista
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Bedankt man außerdem, dass inzwischen auch die EZB große zusätzliche Risiken trägt, so wird klar, dass die finanziellen Risiken der Euro-Staaten noch sehr viel höher sind, denn für die EZB haften wir am Ende alle (und Deutschland mit dem größten Anteil). Im Januar 2015 hielt die EZB Staatsanleihen im Wert von 144 Mrd. Euro. Nur zum Vergleich: die gesamten deutschen Bildungsausgaben lagen 2014 bei rd. 120 Mrd. Euro pro Jahr. Ab März 2015 übrigens erwirbt die EZB nun Staatsanleihen im Wert von 60 Mrd. Euro monatlich.

Auch die obige Statistik zeigt uns, wie wichtig es für jedes Land im Euro ist, die eigene Staatsverschuldung im Griff zu behalten. Wer es nicht tut, lebt über seine Verhältnisse (wie jeder es tut, der zu viele Schulden hat). Gemeinsame Regeln sind einzuhalten. Wer dies nicht tut, lebt nicht nur über seine Verhältnisse, sondern tut dies auch noch auf Kosten anderer.

Die Finanzhilfen für Griechenland belaufen sich inzwischen auf mehr als 140 Mrd. Euro EFSF Mittel. Davon steht Deutschland für mehr als 22 Mrd. gerade.

Statistik: Verteilung der Finanzhilfen für Griechenland (in Mrd. Euro) | Statista
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Insgesamt wurde Griechenland seit dem Jahr 2000 mit mehr als 240 Mrd. Euro geholfen.

In der aktuellen Diskussion um weitere Finanzhilfen für Griechenland sollte in Betracht gezogen werden, dass sich Griechenland bereits in der Vergangenheit oft nicht an die gemeinsamen Regeln gehalten hat. Immer wieder hat Griechenland zusätzlich Schulden in viel zu großer Höhe gemacht.

Statistik: Griechenland: Haushaltssaldo von 2004 bis 2014 in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) | Statista
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Die anderen Staaten Europas haben andererseits mit sehr viel gutem Willen Griechenland trotzdem immer wieder geholfen. Das ist bis zu einem gewissen Punkt auch in Ordnung. Das aber nun plötzlich die EU-Staaten als die Bösen und die Griechen als Opfer dargestellt werden, ist eben nicht mehr in Ordnung.

Spätestens jetzt ist es an der Zeit ein eindeutiges Signal zu setzen, dass sich jedes Mitgliedsland an gemeinsame Regeln halten muss. Sonst werden sich mit Recht die Steuerzahler in allen anderen Ländern beschweren und das Vertrauen in den Stabilitätsmechanismus verlieren. Für den Euro wäre es ein fatales Signal, wenn deutsche, lettische oder polnische Steuerzahler dafür aufkommen sollen, dass der griechische Staat weiter über die eigenen Verhältnisse wirtschaftet. Eigentlich hat es bereits zu viele solcher fatalen Signale gegeben, um dem Fortbestand des Euro eine realistische Chance zu geben. Wenn aber jetzt nicht gehandelt wird, wird dies in absehbarer Zeit das Aus für den Euro bedeuten.



Mittwoch, 23. Juli 2014

Bestand der von der EZB im Rahmen des Securities Markets Programme aufgekauften Staatsanleihen im Juni 2014

Im Herbst 2011 lief das umstrittene Securities Markets Programme der EZB zum Aufkauf von Staatsanleihen an. Auf dem Höhepunkt dieses Programms (Februar 2012) hielt die EZB Staatsanleihen im Wert von immerhin 219,3 Mrd. Euro. Insbesondere vor dem Hintergrund der Haftungsfragen wurde das Programm scharf kritisiert. Auch das Mandat der EZB wurde vielfach bestritten. Bei aller berechtigten Kritik stimmen die bisher ezielten Erfolge des Programms postiv. Positiv ist, dass sich der Bestand der von der EZB im Rahmen des Securities Markets Programme aufgekauften Staatsanleihen bis Juni 2014 kontinuierlich verringert hat. Inzwischen liegt dieser Wert bei 161,7 Mrd. Euro (Quelle: EZB). Dieses Ergebnis stimmt positiv, Entwarnung wäre jedoch verfrüht.

Dienstag, 7. Januar 2014

Folgen und Auswirkungen der Hypothekenkrise für den deutschen Finanzsektor im Jahr 2008

Durch erneutes Aufflammen der Krise im Jahr 2008 verschärfte sich jedoch abermals die Situation auf den Finanzmärkten. In Folge der Herabstufungen kreditbesicherter Wertpapiere mussten zahlreiche Geldinstitute Abschreibungen auf diese Produkte vornehmen – darunter auch viele deutsche Banken. Aufgrund der asymmetrischen Informationsverteilung und Intransparenz am Markt wurde die Unsicherheit und das gegenseitige Misstrauen unter diesen erneut entfacht. Zweifel bezüglich der Bonität führten wiederholt zu einer verminderten Kreditbereitschaft unter den Geldinstituten. Sie hielten zwar genügend Liquidität vor, waren jedoch nicht bereit, jene zu leihen. Diese Situation spiegelte sich unter anderem in dem enormen Anstieg der Einlagenfazilität bei der EZB im Jahr 2008 wieder. Dessen Volumen nahm von einigen Millionen Euro in normalen Zeiten bis auf knapp 300 Mrd. Euro Mitte Oktober 2008 zu. Das gegenseitige Misstrauen der Banken kam zudem in dem hohen Zinsaufschlag für Interbankenkredite mit einer Laufzeit von drei Monaten (3‑Monats-Euribor) zum Ausdruck. Der Satz für Dreimonatsgeld erreichte am 08. Oktober 2008 einen Höchstwert seit Bestehen der Währungsunion von 5,39%, was die Refinanzierungskosten der Banken merklich erhöhte...


Mehr erfahren Sie im hier angebotenen Buch. 

Mittwoch, 1. Januar 2014

Folgen und Auswirkungen der Hypothekenkrise für den deutschen Finanzsektor im Jahr 2007

Die Hypothekenkrise erreichte ausgehend von den Vereinigten Staaten von Amerika spätestens Mitte 2007 die Finanzmärkte weiterer großer Wirtschaftsräume, unter anderem Kanada, Japan, Australien und den EU-Raum. Auch der deutsche Finanzsektor wurde erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Wie bereits in Abschnitt 3.3.1 erwähnt, herrschte am Markt aufgrund der asymmetrischen Informationsverteilung keine Transparenz mehr darüber, ob ein Institut eine sichere Senior-Tranche oder eine risikoreiche Equity-Tranche innehielt. In Folge der enormen Wertverluste der mit Equity‑Tranchen besicherten Wertpapiere bestand unter den Banken große Unsicherheit und gegenseitiges Misstrauen. Dieses resultierte jedoch nicht allein aus der Intransparenz am Markt, sondern auch daraus, dass es innerhalb des Bankensektors nicht ersichtlich war, welche Institute Kreditgarantien für die bereits in Mitleidenschaft gezogenen Zweckgesellschaften übernommen hatten. (Wie sich herausstellte, engagierten sich unter anderem die IKB und die Sachsen LB in Geschäfte mit kreditbesicherten Wertpapieren über ihre Zweckgesellschaften Rhineland Funding beziehungsweise Ormond Quav Funding.) Begründete Zweifel bezüglich der Bonität führten zu einer verminderten Kreditbereitschaft unter den Banken. Diese waren nicht mehr gewillt, Liquidität über einen längeren Zeitraum zu leihen. Folglich kam es im Euro-Raum zu einem erheblichen Anstieg der Geldsätze. Der Zinssatz für Dreimonatsgeld beispielsweise stieg bis Ende September 2007 auf 4,8%, der Tagesgeldsatz bis Anfang September 2007 auf 4,6%. (Im Vergleich dazu lag der Leitzins der EZB, an dem die Geschäftsbanken normalerweise ihre Zinssätze anpassen, in diesem Zeitraum lediglich bei 4,0%.) In Folge dessen nahmen die Refinanzierungskosten der Banken merklich zu.1 Die hohen Geldmarktsätze spiegelten das tiefe wechselseitige Misstrauen unter den Kreditinstituten wieder. Die daraus resultierende Geldverknappung am Markt führte zu Liquiditätsengpässen innerhalb des Finanzsektors, Geldmarktgeschäfte kamen zeitweise fast zum Erliegen...

Mehr erfahren Sie im hier angebotenen Buch.

Dienstag, 11. Januar 2011

Deflation und Inflation in der Finanzkrise

Über die Folgen der Finanzkrise sind sich nicht einmal die Experten einig. Unstrittig aber ist, dass die während der Bankenkrise aufgebauten gigantischen Schulden irgendwie abgebaut werden müssen. Häufig findet man daher in Fachkreisen die Meinung, dass eine erhöhte Inflationsrate aus Sicht einiger hochverschuldeter Staaten durchaus erwünscht ist.

Insbesondere für Kleinsparer könnten sich daher durchaus erhebliche Konsequenzen durch die Finanzkrise ergeben. Weitere Informationen sind im hier angebotenen Buch zu finden.

Montag, 24. Mai 2010

Finanzmarktstabilsierungsgesetz (FMStG) und Finanzkrise

Generell positiv zu bewerten ist, dass die drei Stabilisierungsmaßnahmen des FMStG auf dem Ultima-Ratio-Prinzip basieren.

Dieses zielt auf eine Risikoreduktion und effiziente Anwendung der Stützungsmaßnahmen. So soll nach § 7 Abs. 2 Satz 2 FMStFG eine Rekapitalisierung durch den Fonds erst dann erfolgen, wenn „der vom Bund angestrebte Zweck sich nicht besser und wirtschaftlicher auf andere Weise erreichen lässt“ wie zum Beispiel durch eine Garantieübernahme. Diese wiederum soll nach § 2 Abs. 2 Nr. 3 FMStFV nur unter der Voraussetzung einer „angemessene[n] Eigenmittelausstattung des begünstigten Unternehmens“ sowie nach § 5 Abs. 3 FMStFV in Verbindung mit § 5 Abs. 2 Nr. 1 FMStFV nur bei Anwendung einer nachhaltigen Geschäftspolitik gewährt werden. Die Bedingungen für eine Garantieübernahme bezwecken somit eine Reduktion des Ausfallrisikos der Banken.

Zudem stellt eine Garantieübernahme lediglich eine Bürgschaft des Bundes dar, wofür dieser (noch) keine Kredite aufnehmen muss. Dies wirkt sich letztendlich auch günstig auf die Haushaltslage des Staates aus...

Mehr zum Thema im Buch zur Finanzkrise.

Sonntag, 2. August 2009

Ziele des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes (FMStG)

In Reaktion auf die verheerenden Ereignisse am deutschen Finanzmarkt sah sich die Bundesregierung dazu veranlasst, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Auf Basis der auf europäischer Ebene am 07. Oktober 2008 beschlossenen „Leitlinie für nationale Rettungsmaßnahmen“ verabschiedete die deutsche Bundesregierung am 17. Oktober 2008 das Gesetz zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG). Dieses beruht im Einzelnen auf dem Gesetz zur Errichtung eines Finanzmarktstabilisierungsfonds (Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetz – FMStFG), dem Gesetz zur Beschleunigung und Vereinfachung des Erwerbs von Anteilen an sowie Risikopositionen von Unternehmen des Finanzsektors durch den Fonds „Finanzmarktstabilisierungsfonds – FMS“ sowie auf weiteren Rechtsnormen und der Finanzmarktstabiliserungsfonds-Verordnung (FMStFV), welche die Umsetzung des Gesetzes regelt.

Das primäre Ziel des FMStG ist es, die Stabilität des deutschen Finanzsystems wieder herzustellen und somit die Kreditversorgung der Realwirtschaft zu gewährleisten. Um dies zu bewerkstelligen, stehen innerhalb dieses Gesetzes verschiedene Stützungsmaßnahmen zur Verfügung, welche von den Finanzinstituten beantragt werden können. Antragsberechtigt sind nach § 2 Abs. 1 FMStFG alle Institute des Finanzsektors mit Sitz in Deutschland, so zum Beispiel private und öffentlich-rechtliche Banken, Versicherungen und Pensionsfonds. Die Entsprechung eines Antrages erfolgt unter anderem nach dessen Dringlichkeit, der Bedeutung des Unternehmens für die Stabilität des Finanzsektors als auch nach der Wirtschaftlichkeit der eingesetzten Maßnahme.

Freitag, 24. Juli 2009

Kreditverbriefungen: Funded Sale und Unfunded Sale

Innovative Kreditverbriefungen waren ein wichtiger Grund für die Finanzkrise. Neben den bereits angesprochenen Formen echte bzw- sythetische Verbriefung, sind auch Fundes bzw. Unfunded Sales zu unterscheiden.

Diese Formen von Kreditverbriefungen werden hier skizziert: Beim Funded Sale leistet der Käufer (Risikonehmer) eine Zahlung in Höhe des aus dem Kreditportfolio vermuteten Risikos, welche anschließend in Anleihen angelegt wird und im Forderungsausfall dem Originator zusteht, ansonsten erhält der Käufer diese zurück. Eine echte Verbriefung stellt stets einen Funded Sale-Handel dar. Im Gegensatz dazu lässt sich ein Unfunded Sale mit einem Versicherungsgeschäft vergleichen. Beim Erwerb durch den Risikonehmer fließen keinerlei Geldleistungen. Dieser erhält jedoch vom Originator regelmäßige Zahlungen (im Sinne einer Versicherungsprämie). Im Fall von Forderungsausfällen muss der Risikonehmer dann an den Originator Kompensationszahlungen leisten. Neben Funded und Unfunded Sale sind auch Mischformen – sogenannte Partially Funded-Geschäfte möglich.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Echte und synthetische Verbriefungen (True bzw. Synthetic Securisation)

Eine wesentliche Ursache für die aktuelle Finanzkrise war die wachsende Nutzung innovativer Formen der Kreditverbriefung. Solche Kreditverbriefung und der Kreditrisikotransfer weisen vielfältige Varianten auf. In der Realität sind zwar häufig Mischformen anzutreffen, generell kann man die Verbriefungsarten jedoch nach der echten und synthetischen Verbriefung unterscheiden.

Echte Verbriefung bzw. True Securisation

Bei einer echten Verbriefung werden Kredite und die damit verbundenen Kreditrisiken des Originators (zum Beispiel einer Bank) zum Barwert verkauft und somit aus dessen Bilanz gestrichen. Der Transfer des Forderungspools und der damit verbundenen Kreditrisiken auf den Käufer erfolgt unter anderem durch Asset Backed Securities (ABS) –kreditbesicherte Wertpapiere mit einer Laufzeit von mehreren Jahren.

Synthetische Verbriefung (Synthetic Securisation)

Im Gegensatz dazu bleiben bei der synthetischen Verbriefung die Kredite in der Bilanz des Originators, nur deren Ausfallrisiken werden veräußert und verbrieft. Dies findet bei einzelnen Krediten durch den Einsatz von Kreditderivaten (Credit Default Swaps [CDS]) statt, bei der Verbriefung des gesamten Kreditportfolios kommen dagegen Collateralised Debt Obligations (CDO) zum Einsatz.